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EventTech, Best Practice - Tagung/Kongress

Zukunftsmusik: Über unglaubliche Bühnencomebacks

Eyellusion erweckt tote Stars wieder zum Leben

Wie fast immer kommen die neuesten und auch abenteuerlichsten Eventtrends aus den USA. Da hat sich das Unternehmen Eyellusion vorgenommen, bereits verstorbene Stars wieder lebensnah auf die Bühne zu bringen und auf dem weltgrößten Heavy-Metal-Festival in Wacken in diesem Sommer damit Premiere gefeiert.

Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie könnten auf der nächsten Weihnachtsfeier, dem Firmenjubiläum oder im Rahmenprogramm der Jahrestagung mit Elvis, den Beatles oder Michael Jackson auftrumpfen – und das auf eine Art und Weise, als würden die Fab Four oder der King of Pop tatsächlich auf der Bühne stehen. „Crazy Shit“, oder?

Ronnie James Dio als Hologramm in Wacken

Noch ist das im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsmusik, denn die Macher bei Eyellusion haben bislang erst eine virtuelle 3D-Performance in der Schublade, aber damit weltweit für großes Aufsehen gesorgt. Doch die Pläne der Virtual-Reality-Schmiede aus Los Angeles reichen natürlich weiter. Sofern in großem Umfang hochwertiges Bild- und Tonmaterial inklusive verschiedenster Kameraansichten verfügbar ist und natürlich alle Rechtefragen geklärt sind, steht der dreidimensionalen Reanimation von Freddie Mercury oder Amy Winehouse eigentlich nichts mehr im Weg.

„The Singing Dead“ – Premiere in Deutschland

Ja, tatsächlich in Deutschland, auf dem weltbekannten Metal-Festival in Wacken, ließ Eyellusion einen ersten Virtual-Reality-Auftritt wahr werden: In Gestalt von Ronnie James Dio, dem 2010 verstorbenen Sänger der Bands Black Sabbath, DIO und Rainbow. An der Gitarre wurde er live und real begleitet von seinem ehemaligen Bandkollegen Craig Goldy, der nach dem Auftritt sagte: „Es war sehr surreal. Ich konnte ihn sehen, wie er sich bewegte und sang, aber ihn nicht anfassen. Das war völlig unglaublich.“

Mit nur einem Song, „We Rock“, beendete Ronnie James Dio als Hologramm das Wacken-Festival 2016 vor über 75.000 Zuschauern. Die Macher bei Eyellusion hatten im Vorfeld über ein Jahr lang daran „gebastelt“. Schließlich sollte Ronnie James Dio nicht nur möglichst lebensecht wirken, auch das Timing musste perfekt stimmen.

Die Festivalbesucher durften sich zumindest in einem gewissen Abstand daran erfreuen, dass es tatsächlich so wirkte, als stünde ihr altes Idol leibhaftig auf der Bühne. Technisch musste natürlich alles perfekt sitzen und das Hologramm exakt zur Musik passen: Gesten, Lippenbewegungen, Schritte und so weiter. Was das für einen Rechenaufwand bedeutet, kann man sich denken. Im Falle einer live spielenden Begleitband muss im Vorfeld natürlich fleißig geübt werden: Nicht dass am Ende noch ein realer Musiker im Eifer des Gefechts durch den virtuellen Star läuft.

NH Hotel Group als Vorreiter der 3-D-Hologrammtechnik im MICE-Bereich

Als weltweit erste und aktuell einzige Hotelgruppe setzt die NH Hotel Group auf 3D-Hologramm-Telepräsenztechnik für Meetings und Events. Die Idee dahinter: Produkte und Personen werden virtuell zum Leben geweckt. Ein Pilotprojekt ist derzeit im nhow Berlin installiert. Die Anwendungsbeispiele sind zwar derzeit noch dünn gesät, aber Christian Körfgen, Geschäftsführer der Business Unit Central Europe bei der NH Hotel Group, zeigt sich von der neuen Technologie begeistert: „Unser Service „High Tech Made Easy“ ist ein Versprechen an unsere Kunden, ihnen mithilfe von zukunftsweisenden Technologien eine neue Form der Zusammenarbeit zu ermöglichen. Meetings und Events sollen zu einem einmaligen Erlebnis werden und noch lange im Gedächtnis bleiben.“

Reife Marktidee oder kindische Spielerei?

Es passiert derzeit eine Menge im Bereich VR. Das erregt mitunter weltweites Aufsehen, aber ob etwa Künstlern der Vergangenheit auch die Zukunft gehören wird, steht noch in den Sternen. Derzeit ist der technische Aufwand zu groß, um effizient wirtschaften und massentauglich anbieten zu können. Andererseits: Was man bei Eyellusion bereits in der Datenbank hat, ist jederzeit reproduzierbar – ob mit zusätzlicher Live-Band oder ohne.

Wie bei anderen zukunftsweisenden VR-Projekten bleibt abzuwarten, inwiefern sich der Aufwand lohnt und am Ende auch bezahlt macht. Auf lange Sicht jedenfalls dürfte die virtuelle Reunion der Beatles für Veranstaltungsplaner erschwinglicher sein als ein Live-Gig von Robbie Williams, den sich eine deutsche Privatbank zur Jubiläumsfeier mal über eine Million Euro hat kosten lassen.

„Klotzen statt Kleckern“ mag in diesen Tagen noch das Motto der VR-Pioniere sein, die aber wie wenig andere Branchen den Fortschrittsgedanken in sich tragen. Wenn man bedenkt, dass etwa das erste iPhone erst 2007 auf den Markt kam, lässt sich leicht ausmalen, wie schnell alles gehen kann… und dass in nicht mal zehn Jahren eventuell Udo Jürgens, Rio Reiser oder James Last deutsche Firmenfeiern nicht nur musikalisch, sondern praktisch „leibhaftig“ bereichern werden.


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Bildquellen: Eyellusion, Rolling Stone

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 08.09.2016


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