Weniger warten müssen
Kamera-Tracking verkürzt Warteschlangen bei Großveranstaltungen
Man nehme: Eine Großveranstaltung mit mehreren tausend oder zehntausend Besuchern, etwa ein Kongress, ein Popkonzert, ein Fußballspiel oder ein sonstiges Top-Event. Egal ob Mehrzweckhalle, Stadion oder öffentlicher Platz – überall dasselbe Bild: lange Warteschlangen beim Einlass, an den Toiletten, bei der Getränkeausgabe und an den Essensausgaben, vor allem natürlich vor Beginn und in den Pausen.
Der im wahrsten Sinne nicht enden wollenden Problematik des Wartens hat sich jetzt das US-amerikanische Startup WaitTime angenommen. Mit lückenloser Kameraüberwachung und ausgeklügelter Softwareanalyse geht es den Warteschlangen zwar nicht unmittelbar an den Kragen, aber man erwartet, diese in geordnetere Bahnen zu lenken und damit lästige Wartezeiten zu verkürzen.
Initialzündung in Indianapolis
Als Partner für ein Pilotprojekt konnte WaitTime das Basketballteam der Indiana Pacers gewinnen, deren Spielstätte, das Bankers Life Fieldhouse, über 18.000 Zuschauer fasst. Für den Deal war das Management des Teams bereit, mehr als 150.000 US-Dollar zu investieren und pro Monat weitere 9.000 Dollar für den laufenden Betrieb an das Unternehmen zu überweisen.
Die Auftraggeber versprechen sich von der Kooperation zweierlei. Zum einen soll der zahlende Zuschauer mehr vom eigentlichen Spiel mitbekommen und das persönliche Sporterlebnis dadurch gesteigert werden. Zum anderen soll die effizientere Verteilung der Menschenmengen den Gastronomiepartnern und dem Merchandising auch mehr Umsatz bescheren, da dank WaitTime in derselben Zeit voraussichtlich mehr Kundenwünsche bedient werden können. Aktuelle Studien aus den USA belegen, dass um die Hälfte verkürzte Wartezeiten ein Umsatzplus von bis zu 40 Prozent nach sich ziehen können.
Serienbilder vom Schlange stehen
Um das Projekt zu realisieren, hat WaitTime die Pacers-Arena mit einer Vielzahl von Kameras ausgestattet, die jeweils zehn Bilder pro Sekunde aufnehmen. Diese Fotos werden in Echtzeit von einer speziellen Software ausgewertet und unmittelbar in Warteminuten übertragen, die den Besuchern via Monitor oder einer eigens entwickelten App auf dem Smartphone angezeigt werden. So wird jedem Zuschauer automatisch der Weg zur kürzesten Schlange gewiesen und das persönliche Zeitmanagement während des Basketballspiels nicht mehr zum Glücksspiel. Im Gastronomiebereich fließt bei der Datenanalyse auch die durchschnittliche Zubereitungszeit eines Burgers oder Hot Dogs in die Berechnungen mit ein.
Monitoring auch für Planungszwecke
Das Warten an sich hat mit WaitTime natürlich nicht ausgedient, es gehört vor allem bei großen Events einfach mit dazu. Das WaitTime-Prinzip steht vielmehr für Entzerrung und Umverteilung. Hier spielt natürlich auch die sanitäre und gastronomische Ausstattung eines jeden Venues eine mitentscheidende Rolle. Sollten hier Engpässe beobachtet werden, helfen die ermittelten Daten dabei, für Abhilfe zu sorgen. So können etwa Lösungen dafür entwickelt werden, dass sich Warteschlangen und Besucherströme nicht unnötig kreuzen oder Pläne ausgearbeitet werden, um den Zugang zu eher peripheren Bereichen zu verkürzen. Auch sicherheitsrelevante Aspekte könnten einen weiteren Anwendungsbereich darstellen.
Bei alledem geht es letztlich um drei Dinge: die Effizienzsteigerung im Regelbetrieb von großen Veranstaltungsstätten, die Generierung von mehr Umsatz auf Seiten der Handelspartner und das entspanntere Erleben des Hauptereignisses seitens der Gäste. Hierfür steht WaitTime laut eigenen Angaben bereits in engem Kontakt zu vielen weltweit bekannten Veranstaltungshallen und Sportteams, mit denen sich die ersten Kooperationen anbahnen.
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