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Themensammlung - Inszenierung/Konzeption

Mit Methode zum Ziel: Kreativitätstechniken für den Konzeptioner-Alltag

Teil 2 der Serie: Paper Point

Beim diesjährigen MICE Club LIVE habe ich neue Kreativitätstechniken und Brainstormingmethoden vorgestellt. Eine dieser Methoden ist ‚Paper Point‘. Diese Methode eignet sich vor allem, wenn Ideen und Konzepte bereits einen gewissen Reifegrad erreicht haben und sich die Zuhörer damit identifizieren sollen.

Warum diese Methode einsetzen?

Die Vorgaben und Möglichkeiten der Auswahl spezifischer Formen, Farben und Bilder beschränkt unsere Fähigkeit des freien Denkens. Und gerade in Situationen, in denen es auf Innovationen, Ideen und neue Konzepte ankommt, ist diese Art von Beschränkung eine Gefahr für den Erfolg des Projektes.

Paper Point wirkt dabei gleichzeitig in zwei Richtungen:

Die erste Richtung zeigt einwärts, zu dem Präsentierenden selbst. Die Reduktion, egal um welches Thema es geht, auf zehn „Folien“ hilft, sich auf das Wesentliche des Konzeptes zu konzentrieren. Überflüssige Details müssen zwangsläufig beiseitegelassen werden. Diese Beschränkung auf das Wesentliche ist es schließlich, die die Kraft einer Idee oder eines Konzeptes erst wirken lässt. Darüber hinaus macht auch die Voraussetzung, so weit es geht auf Schrift zu verzichten, etwas Spannendes mit dem Erstellen der Präsentation. Immer wieder wird man sich die Frage stellen: „Haben wir es jetzt auf den Punkt exakt genau gestaltet? Werden die anderen den Kern der Idee verstehen? Wie können wir es noch besser verständlich, noch einfacher gestalten?“ Allein diese Fragen sind Gold wert, wenn es darum geht, Ideen und Konzepte zu schärfen.

Die zweite Richtung zeigt auf die Zuhörer. Sie sind konzentriert bei der Sache, lassen sich einfacher in die Geschichte einbeziehen und fangen an, ernsthaft „mitzudenken“. Oft erleben wir, dass sowohl der Präsentierende als auch die Zuhörer selbst die vorgestellte Idee als ihre aller eigene Idee ansehen. Eine intensive Identifikation mit der Idee kommt zustande.

Diese Methode ist besonders dann effektiv, wenn die Ideen und Konzepte schon einen gewissen Reifegrad erreicht haben. Wenn sie bereit sind, das Licht der Welt als ersten, sehr einfachen Prototypen in Form einer Präsentation zu erblicken.

Und so funktioniert’s:

Diese Arbeit kann in Gruppen oder als Einzelarbeit erledigt werden. Wie so oft ist die Gruppenarbeit als kommunikatives Element zu bevorzugen.

  1. Mit 10 Blättern Papier, einem schwarzen Marker und einem Bleistift (oder anderem dünnen Stift) ausgestattet, beginnt zunächst der Prozess des „Sortierens“. Dabei machen sich die Teilnehmer skizzenhaft Notizen, vielleicht auch mit Post Its an der Wand, was sie gerne in welcher Reihenfolge präsentieren möchten.

  2. Danach erstellen die Teilnehmer ihre „Folien“ in Form jeweils eines Blattes. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass eine simple Struktur vorgegeben ist und eingehalten wird. Das hilft bei der Konzentration auf das Wesentliche. Links oben der Titel der Folie (ausreichend groß!), rechts unten die Folienziffer (schön klein!) und der Rest der Fläche wird für den Inhalt verwendet (gerne Zeichnungen, die sehr simpel gehalten sind).

  3. Wenn die Folien fertig sind, verfeinern die Teilnehmer noch einmal ihre Storyline der Präsentation. Wann kommen die Pointen? Wie baut sich die Geschichte auf? Welcher ist der eine Gedanke, der hängen bleiben muss?

  4. Präsentieren: In der Gruppe präsentieren die Teilnehmer ihr Ergebnis. Eine Folie nach der nächsten. Dabei können sie sich helfen lassen, so dass es einen Präsentierenden gibt und einen „Folienwechsler“. Das hilft dabei, die Arme für Gesten und Körpersprache frei zu haben.

  5. Im Anschluss an jede Präsentation bietet sich ein schnelles Feedback an. Eine Minute Black Hat-Feedback und zwei Minuten Yellow Hat-Feedback (nach Denkhüte de Bono).


Exkurs: Denkhüte de Bono

Bei den sechs Denkhüten von Edward de Bono nehmen die Teilnehmer sechs verschiedene Rollen und Blickwinkel auf ein Thema bzw. Problem ein. Dadurch wird eine einseitige Betrachtung seitens der Teilnehmer verhindert. Außerdem können kontroverse Gedanken und Ideen geäußert werden, ohne dass die vorschlagende Person sich rechtfertigen muss. Die Teilnehmer können sich immer auf ihre jeweilige Rolle berufen. Dadurch wird das Konfliktpotenzial gesenkt.

Weiß: Weiß steht für neutrales, analytisches Denken. Mitglieder in dieser Rolle beschäftigen sich nur mit Fakten, Zahlen und Daten. Sie vermeiden es, sich eine subjektive Meinung zu bilden und bewerten nicht.

Rot:
 Diese Farbe steht für subjektives, emotionales Denken. Mitglieder in dieser Rolle bilden sich eine persönliche Meinung und betrachten positive wie negative Gefühle. Hier dürfen auch Widersprüche auftreten.

Schwarz: Diese Rolle repräsentiert den pessimistischen Kritiker. Der Kritiker konzentriert sich auf objektive Argumente, die negative Aspekte hervorheben. Mitglieder mit schwarzem Denkhut denken an Risiken und Einwände.

Gelb: Gelb steht für den Gegensatz zum Kritiker. Hier ist realistischer Optimismus gefragt. Positive Argumente werden gesammelt. Objektive Chancen und Vorteile sind Thema des „gelben Denkers“.

Grün: 
Der grüne Denkhut steht für Innovation, Neuheit und Assoziation. Mitglieder in der grünen Rolle produzieren neue Ideen und kreative Vorschläge. Kritik ist hier fehl am Platz: alle Ideen werden gesammelt.

Blau:
Die blaue Rolle sorgt für Ordnung, Durch- und Überblick. Ihre Aufgabe ist es, Ideen und Gedanken zu strukturieren.

©2016 Breidenich/Pohl, Auszug aus dem in 2016 erscheinenden Buch beim Stiebner Verlag


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Bildquelle: Holger Nils Pohl

Autor: Holger Nils Pohl // Work Visual Institute

Veröffentlicht am: 10.03.2016


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