Jetzt auch zertifizierte Eventlocations
Testphase für “Certified Event Location” läuft an
Kreative Eventplaner bevorzugen immer häufiger Eventlocations, die ursprünglich eigentlich einem anderen Zweck dienten. Museen, Schlösser oder ehemalige Industrieanlagen, zum Beispiel. Sie bieten ein besonderes Flair sowie einen kreativen Gegenentwurf zu den Tagungsräumen mit Teppichboden oder den nicht selten sterilen Hallen der großen Kongresshäuser. Sie weisen aber nicht selten erhebliche – auch sicherheitsrelevante – Defizite auf – etwa bei der Einhaltung der Auflagen der Versammlungsstättenverordnung. Manche Anforderungen wie ausreichende Garderoben- und Cateringflächen für zig Veranstaltungsbesucher mögen noch banal klingen. Die (Nicht-)Erfüllung gängiger technischer Standards kann Veranstaltungsplanern das Leben schon unnötig schwer machen. Katastrophal wird es, wenn fehlende Genehmigungen die Sicherheit der Veranstaltungsbesucher gefährden (wie jüngst in Schneizlreuth). An diese „besonderen Locations“ – auch Special Event Locations genannt – richtet sich das nun sechste Prüfsiegel der Certified GmbH „Certified Event Location“.
Als Pilotprojekt wurde das AXICA Kongress- und Tagungszentrum in Berlin zertifiziert. Das Kongress- und Tagungszentrum befindet sich im Gebäude der DZ Bank am Brandenburger Tor und besticht durch die außergewöhnliche Architektur von Frank O. Gehry. Dort hinterfragte man kritisch, bevor man sich zertifizieren ließ: „Braucht es noch ein Qualitätssiegel und was möchte man damit zum Ausdruck bringen? Ja, das braucht es, wenn man dem Kunden das beste Gefühl geben und sich und seine Leistung selbst sehr kritisch hinterfragen möchte.“
Die bestandene Prüfung als „Certified Event Location“ bietet für jede gut geführte Eventlocation ein hervorragendes Instrument zur internen Qualitätssteuerung und ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal auf dem immer unüberschaubar werdenden MICE-Markt, heißt es bei der Certified GmbH. Mit Hilfe eines aussagekräftigen Punktesystems können Interessenten leicht und übersichtlich alle Indikatoren für die Ausstattungsqualität und den Servicegrad der favorisierten Location erkennen. Gerade beim Service kann die Tücke im Detail liegen, erklärt Till Runte, Certified-Geschäftsführer: „Wir fragen ab, ob Veranstaltungsleiter, Verantwortliche für Veranstaltungstechnik oder sachkundige Aufsichtspersonen von der Location gestellt werden oder vom Kunden benannt werden müssen. Das klingt vielleicht banal, aber wir haben schon häufig erlebt, dass Locationbetreiber versuchen, diese Aufgaben an den Kunden zu delegieren. Dem wiederum ist vielleicht gar nicht klar, welche Konsequenzen das im Zweifel hat.“ Im besten Fall gibt es „nur“ Unannehmlichkeiten oder es wird teurer für den Veranstalter. Im schlechtesten Fall ist die Veranstaltung ernsthaft gefährdet, wenn behördliche Genehmigungen ausbleiben, weil Verantwortliche im Sinne der Versammlungsstättenverordnung (VStättVO) fehlen oder nicht benannt werden können.
Was ist also eine “Certified Event Location”?
Das sind „Special Event Locations“ oder „Off-Locations“: Versammlungsstätten und Veranstaltungsorte, die einen besonderen, einzigartigen und originellen Charakter besitzen. Sie wurden zumeist nicht für die Durchführung von Veranstaltungen gebaut. Tagungshotels oder klassische Veranstaltungszentren (zum Beispiel Stadthallen, Tagungszentren) fallen nicht in diese Kategorie. Warum man mit dem Certified-Siegel so genau differenziert, erklärt Till Runte: „Es ist unser Anliegen, mit dem Location-Siegel die „hippen“ Locations zu erfassen, also einen ehemaligen Güterbahnhof, ein Straßenbahndepot oder ähnliche. Das können historische und architektonisch ansprechende Gebäude sein, die aber eigentlich nicht für Events mit mehreren hundert Personen gedacht waren. Das Zertifikat soll die praktikable Eignung dokumentieren und Planern zeigen, dass hier alle relevanten Sicherheitsaspekte (Fluchtwege, Brandschutzauflagen etc.) aber auch besondere Ansprüche für Garderoben oder Catering gewährleistet sind.“
Bei Certified geht man davon aus, dass Stadt- oder Mehrzweckhallen diese Vorgaben erfüllen, da sie ja als Veranstaltungsort konzipiert und entwickelt wurden. Daher werden sie mit diesem Zertifikat nicht primär angesprochen, aber – so Runte: „Wenn es eine entsprechende Nachfrage geben sollte, würden wir auch ein Tagungszentrum oder eine städtische Halle als 'Certified Event Location' prüfen.“
„Certified Event Location“ - ein Kundenzertifikat
Gerade bei Eventlocations gilt: „Nur der Profi weiß, was der Profi wünscht!“. Die Prüfkriterien entsprechen den Anforderungen der Kunden (Bucher und Nutzer) und sie sind von „Veranstaltungsplaner.de“ in Zusammenarbeit mit Corporate-Planern und Eventagenturen erstellt worden. So steht zum Beispiel Kerstin Klode, Fachkraft zum Thema Veranstaltungssicherheit und Veranstaltungsmanagement, beratend zur Seite. „Wie bei unseren anderen Zertifikaten auch, sehen wir das Siegel als eine Zusammenfassung von Kundenwünschen“, erklärt Till Runte und führt aus, dass alle Prüfer erfahrene Praktiker sind, Travel- und Eventmanager. Sie kommen von namhaften Firmen und Agenturen wie Beiersdorf, Merck, DLR, Schott, REWE oder MCI. Das Zertifikat wird nach objektiven Kriterien erteilt, die Entscheidung trifft der Prüfer unabhängig von irgendwelchen Weisungen selbst und vor Ort. Till Runte bezeichnet das Zertifikat quasi als eine „Stiftung Warentest für Hotellerie und Locations“ und betont, dass es keine kommerzielle Einflussnahme gibt. Das Siegel sei tatsächlich unabhängig und objektiv.
Und jetzt?
Nach gefeierter Premiere geht „Certified Event Locations“ erst einmal mit weiteren Locations in die gründliche Testphase. Denn die Entwicklung eines Zertifikates ist kein Selbstläufer, vielmehr ein Marathon. Daher nimmt sich Certified ein halbes Jahr Zeit, um den aktuellen Kriterienkatalog in der Praxis auf Herz und Nieren zu prüfen. Der 24-seitige Prüfungskatalog umfasst 51 Kriterien in 10 Kategorien zu Gebäude und Ausstattung, Sicherheitsstandards, Organisationsstruktur, Serviceleistungen und Nachhaltigkeit.
Die Verantwortlichen sehen das neue Zertifikat als eine perfekte Ergänzung zum etablierten Siegel „Certified Conference Hotel“. Wer tagsüber bereits bestens geprüft und zertifiziert getagt hat, kann im Anschluss guten Gewissens eine gelungene Abendveranstaltung in einer Certified Event Location erleben. So sieht man es bei der Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren e.V., die das Siegel gemeinsam mit dem Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR), der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement e.V. (DGVM), dem GCB und Meeting Professionals International (MPI Germany) vergibt.
Bei Certified wird man nach erfolgreicher Etablierung dieses sechsten Siegels daran arbeiten, die Zertifikate im MICE-Markt zu etablieren und denkt bereits daran, die Zertifizierungen auch im europäischen Ausland anzubieten. Weitere Siegel sind zunächst nicht geplant, aber: „Wenn in zwei oder drei Jahren ein neuer Trend vorhanden ist, der nach einem speziellen Produkt fragt, stellen wir uns natürlich den Marktanforderungen“, erklärt Till Runte.
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Bildquelle: ©AXICA/Nicole Fortin