Interview - 3 Fragen an Jürgen May
MICE Club: Bei den “IMEX Tours powered by GCB” sprichst Du zum Thema „Corporate Responsibility“. In welchen Bereichen ist das Thema in 2015 in der MICE-Branche bereits „angekommen“?
Jürgen May: Nachhaltigkeit gewinnt überall auf der Welt immer mehr an Bedeutung. Es gilt als notwendig und zukunftsweisend. Dadurch verändert sich unsere Gesellschaft in vielem entscheidend. Dies gilt auch sehr aktuell für die Messe- und Eventbranche. Vornehmlich börsennotierte Unternehmen und Konzernbetriebe suchen verstärkt nach Möglichkeiten, ihre unternehmensinterne Nachhaltigkeitsstrategie auch „vor der Bürotür“ bei Messen, Kongressen, Tagungen und bei der Auswahl der Destination umzusetzen. Ich bin mir sicher, dass sich der nachhaltige Wandel in der Branche weiterhin verstärkt vollziehen wird - alleine getrieben durch die ökonomische Sichtweise und vermehrt durch die reputationbedingten Anforderungen auf der Seite der Auftraggeber.
MICE Club: Nachhaltigkeitsaspekte stellen mittlerweile ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal in der MICE-Branche dar: Wie sind Destinationen, Locations und Dienstleister auf die konzeptionelle Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen Angeboten vorbereitet?
Jürgen May: Sehr unterschiedlich. Einige Anbieter haben ihre Hausaufgaben gemacht und berücksichtigen bereits in der Entwicklung ihres Geschäftsbetriebes als auch bei der Angebotsgestaltung die ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien. Für andere sind immer noch mit Leitungswasser befüllte Glaskaraffen, FSC-zertifizierte Bleistifte plus eine Green Meeting-Tagungspauschale zur CO2-Klimaneutralisierung ein TOP-Nachhaltigkeitsszenario. Letzteres sehen wir als Greenwashing an, denn wer Nachhaltigkeitsziele nur „positiv verpackt“, bleibt unglaubwürdig. Einige nutzen zur nachhaltigen Positionierung im Markt Nachhaltigkeits- und Green Meeting Labels, die Umwelt- und Nachhaltigkeitsbestrebungen mess- und nachvollziehbar machen sollen. Hier sollte man genau hinschauen, da viele Zertifizierungen ohne größere Anstrengungen zu erreichen sind und somit zur Differenzierung und als Wettbewerbsvorteil sicherlich weniger geeignet sind.
MICE Club: Welche Nachhaltigkeitsstrategien und Zielsetzungen verfolgt die Planerseite? Welche Anforderungen werden von Agentur- und Corporate-Seite an Euch herangetragen?
Jürgen May: Vor allem von Agenturen und Eventdienstleistern kommt verstärkt die Anfrage an uns, Nachhaltigkeitsaspekte in glaubhafte und erfolgreiche Businessstrategien zu wandeln! Wir zeigen dann auf, dass der Weg – beispielsweise zur nachhaltigen Agentur – zuerst mit einem kritischen Blick auf das eigene Handeln beginnt. Mittels einer Nachhaltigkeitsanalyse identifizieren wir im ersten Schritt, gemeinsam mit den Kunden, sowohl Stärken als auch Verbesserungspotenziale in seinem Unternehmen. Dabei nehmen wir auch die Angst, alles krampfhaft „grün“ und gleich zu 100% perfekt machen zu müssen. Wir vermitteln, dass es in erster Linie um ein zeitgemäßes Handeln, Transparenz und die Entwicklung glaubwürdiger Maßnahmen geht, um den Agenturbetrieb nachhaltiger zu gestalten. Auf der Corporate-Seite liegt der Fokus der Anfragen auf der Inhouse-Ausbildung der verantwortlichen Teams für Eventmanagement. Es ist inzwischen bei den Eventmanagern und Planern angekommen, dass sich durch eine nachhaltige Planung, Umsetzung und Auswahl entsprechend aufgestellter Dienstleister eine Menge Materialien, Energie, Wasser, Logistik etc. und somit Budget einsparen lässt. Dazu entwickeln und schulen wir Bewertungsinstrumente, mit denen die Nachhaltigkeitsleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette geprüft werden. Damit werden auch ökologische und soziale Standards festgelegt, die zur Auswahl der Eventagenturen, Locations und Service Provider dienen. Hier sind es vornehmlich Kongresszentren, Messegesellschaften sowie börsennotierte Unternehmen und Konzernbetriebe, die die Workshops und Weiterbildungsseminare zu eventspezifischer Nachhaltigkeit bei uns buchen.
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Bildquelle: Udo Geisler / MICE Club