Grüne Visionen im roten Klinkerbau
Berlins wohl nachhaltigste Eventlocation
Man nehme eine gehörige Portion Enthusiasmus, ein Füllhorn an grünen Ideen, einen ehemaligen Industriekomplex und ein nachhaltiges Nutzungskonzept: Das stand zu Beginn eines rund 50.000 m2 Nutzfläche umfassenden Kreativ- und Veranstaltungszentrums in Berlin Schöneberg: der Malzfabrik. Sie kann genutzt werden für Kongresse, Tagungen, Firmenfeiern, Incentives, Ausstellungen und Events unterschiedlichster Couleur, bietet Platz für bis zu 3.000 Personen und verfügt nebenbei über ausreichend Parkplätze. Servicepersonal und Catering können ebenfalls über die Betreiber bezogen werden.
Die Malzfabrik wurde zu Beginn des vorigen Jahrhunderts errichtet und lieferte bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1996 das namensgebende Produkt für die Bierproduktion. Der denkmalgeschützte Komplex mit seiner 27.500 m2 großen Grundfläche besteht aus mehreren Gebäuden rund um den sechsgeschossigen Hauptbau mit den kennzeichnenden vier Dunstabzugsschloten zur Straßenfront hin. Verschiedene Hallen und Räume sowie diverse Serviceangebote stehen heute der Eventbranche zur Verfügung – solange man sich dem „grünen Dogma“ unterwirft, das fest in der Philosophie der Malzfabrik verankert ist.
Vorleben statt nachahmen
Ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele sollen bei allen Aktivitäten seitens der Malzfabrik optimal in Einklang gebracht werden. Hierfür erhielt die Location 2011 den Berliner Umweltpreis und den Location Award 2012 in der Rubrik Nachhaltigkeit und Innovation. Inzwischen werden alle durchgeführten „Green Steps“ nach außen in Richtung Mieter, Partner, Veranstalter und Gäste kommuniziert.
Nach 15 Jahren Hin und Her scheint die Zukunft der Malzfabrik als innovative Kreativ- und Veranstaltungslocation heute endgültig gesichert. Und es soll eine nachhaltige Zukunft werden. Denn man versteht sich als eine pulsierende Insel in einem großstädtischen Umfeld, die zu unkonventionellem Denken einlädt. Bei der Wiederbelebung des alten Industriedenkmals wird nicht nur ökologisch geplant und nachhaltig gedacht, sondern umgesetzt, was umzusetzen ist. Hierfür ist natürlich die intensive Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern vonnöten, die sich ebenfalls dem Nachhaltigkeitsgedanken verschrieben haben. Über 30 davon weiß die Malzfabrik inzwischen auf ihrer Seite: Unternehmen, Verbände und Institutionen. So werden Synergien frei, die sich über kurz oder lang nicht nur für die Umwelt auszahlen, sondern auch für ein faires, soziales und gerechtes Miteinander.
Ein Prinzip – viele Follower
Das grüne Programm der Malzfabrik ist so vielfältig und umfassend, dass eine Auflistung von Einzelmaßnahmen hier den Rahmen sprengen würde. Es reicht vom Fair-Trade-Kaffee über den Plastikverzicht bis zum Naturstrombezug, von recycelter Möblierung über LED-Beleuchtung bis zur Elektromobilität. Der Nachhaltigkeitsgedanke steht auch bei der Auswahl der Mieter und der Durchführung von Events aller Art im Vordergrund. Wer die Malzfabrik als Arbeitsraum oder Veranstaltungslocation nutzt, sollte sich mit der vor Ort herrschenden „Gesetzgebung“ einverstanden erklären. Und seien wir mal ehrlich: Ein bisschen Druck in die richtige Richtung hat noch niemandem geschadet. Genauso ungewöhnlich wie vorbildlich in diesem Zusammenhang ist sicherlich die Renaturierung von über 50 Prozent der Fläche des riesigen Areals. Die Anlage eines Feuchtbiotops gehört genauso dazu wie durchdachte Dach- und Fassadenbegrünung und eine nachhaltige Regenwassernutzung. Der eigene Grünschnitt wird vor Ort kompostiert und rund fünf Mio. Bienen finden hier zur Lindenblüte ein paradiesisches Zuhause. Auch das „Urban Farming“ wird auf fast 2.000 m2 Fläche vorangetrieben.
Dabei sehen sich die Verantwortlichen der Malzfabrik als Pioniere und Querdenker. Nicht umsonst ist auf der Internetseite ein Link integriert, der beschreibt, wie jeder zum „Guerilla-Gärtner“ werden kann.
Ein Mann, ein Ziel
Begonnen hat der nachhaltige Aufstieg der Malzfabrik im Jahr 2005 mit dem Erwerb des Geländes durch Geschäftsführer Frank Sippel und seiner Firma Real Future. Nach der Erstellung eines Nutzungskonzepts sowie langwierigen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen nach neuesten Energieeffizienzstandards wurde knapp fünf Jahre später sukzessive der Betrieb aufgenommen. Heute können die „grünen“ Leitfäden, Ideen und Tipps auf der Internetseite der Malzfabrik heruntergeladen werden und liefern jedermann wertvolle Inspirationen in Sachen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit.
Für ein Projekt dieser Größenordnung bedarf es natürlich nicht nur guten Willens. Es müssen auch die notwendigen Mittel zur Verfügung stehen, um aus jahrelangem Stillstand zukunftsfähigen Fortschritt zu machen. Zumindest in der Theorie aber könnten viele Investoren dem Beispiel Frank Sippels folgen und statt Gewinnmaximierung ihre Vorstellung der Zukunftssicherung im Blick haben.
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Bildquellen: Malzfabrik, David Krueger, DryHundredFear, David von Becker