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Es tagt sich grün in Osnabrück

Erst gefördert, dann gefeiert

Das kleine Osnabrück hat groß aufgetrumpft bei der Verleihung der „Meeting Experts Green Awards“ 2015 in Frankfurt. Auf Initiative des German Convention Bureau e.V. (GCB) und des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren e .V. (EVVC) wurde der Preis zum zweiten Mal verliehen, um das Engagement der MICE-Branche in punkto Nachhaltigkeit zu würdigen. Das Projekt „Grün tagen in Osnabrück“ war einer von drei Preisträgern in der Kategorie „Unternehmen/Verband/Zusammenschluss“.

Die Jury von GCB und EVVC begründete ihr Urteil im Rahmen der Preisverleihung wie folgt: „Auch wenn es sinnvoll und wertvoll ist – der Austausch zum Thema Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung über alle Unternehmensgrenzen hinweg ist selten. In Osnabrück hat man dies geschafft und bringt regelmäßig unterschiedlichste Tagungsanbieter vom Hotel über das Kulturzentrum bis zur Jugendherberge an einen Tisch. Davon und von der Einhaltung der nachhaltigen Teilnahmevoraussetzungen können Anbieter, Region und Umwelt nur profitieren.“

Ein stimmiges Konzept als Erfolgsgrundlage

Die Initiative „Grün tagen in Osnabrück“ wurde 2010 von zehn Anbietern aus der Osnabrücker Kongressbranche lanciert und war danach zwei Jahre lang ein Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die DBU ist eine der größten Stiftungen Europas und engagiert sich in den Bereichen Natur- und Umweltschutz. Auf 37.000 Euro an Fördergeldern konnten die Projektverantwortlichen der Osnabrück Marketing- und Tourismus GmbH (OMT) dank ihres überzeugenden Konzepts zurückgreifen. Dies entsprach der Hälfte des anvisierten Gesamtetats für den zweijährigen Pilotzeitraum.

Von Anfang an sah der Plan vor, die Initiative nach dem Förderungszeitraum als offenes Netzwerk weiterzuführen. So können sich bis heute alle regionalen MICE-Anbieter, die sich dem Nachhaltigkeitsgedanken verschrieben haben, daran beteiligen – z.B. Hotels, Cateringfirmen, Eventagenturen und Locationbetreiber. Unternehmen, Verbände und andere Organisationen wiederum haben die Möglichkeit, direkt über das Tagungs- und Kongressbüro Osnabrück die umweltfreundliche Durchführung ihrer Veranstaltung zu buchen.

Teilnehmer der Nachhaltigkeitstagung in Osnabrück

Auf das „wie“ kommt es an

Transparenz und Glaubwürdigkeit sind zwei der Leitkriterien, die sich „Grün tagen in Osnabrück“ auf die Fahnen geschrieben hat. Alle Netzwerkmitglieder geben ihre bereits umgesetzten und künftig geplanten Maßnahmen offen im Internet bekannt. Dabei geht es nicht um einen in der Branche vielfach kritisierten „Ablasshandel“, etwa durch ein Kompensationsmodell für anfallende CO2-Emissionen. Ganz im Gegenteil: In Osnabrück wird selbst Hand angelegt und das bis ins kleinste Detail. Das kann von Hotelseite etwa den Verzicht auf Portionspackungen und Unkrautvernichtern bedeuten, den Einsatz von energiesparenden LED-Leuchten und Zeitschaltuhren in Tagungsstätten, die ausschließliche Verwendung fair gehandelten Kaffees oder regionaler Frischeprodukte, die Nutzung eigener Blockheizkraftwerke oder die Verpflichtung zur Kompostierung organischer Abfälle.

Maßgeblich dafür, was bereits getan und noch in Angriff genommen wird, ist der Nachhaltigkeitskodex „fairpflichtet“, der von GCB und EVVC ausgearbeitet wurde und fortlaufend weiterentwickelt wird. Das Tagungs- und Kongressbüro Osnabrück begleitet seine Partner in der gesamten Abwicklung, berät sie zu Umweltmaßnahmen und hilft bei deren praktischer Umsetzung. Fachliche Unterstützung erhält man von den Stadtwerken Osnabrück in den Bereichen Energie und Mobilität. Die Versorgungsexperten informieren z.B. über das richtige Heizen und Belüften von Veranstaltungsräumen, über energiesparende Beleuchtung im Innen- und Außenbereich, über die sinnvolle Nutzung von Solarenergie oder die Verwendung von Elektrofahrzeugen.

Langer Atem zahlt sich aus

Es ist nicht so, dass Osnabrücker Uhren anders ticken als im Rest der Republik. Trotz der Förderung durch die DBU taten sich im Vorfeld viele Fragezeichen auf. Generell wollen sich viele Betriebe gerne mit „Öko-Lorbeeren“ schmücken, aber man muss eben auch etwas dafür tun: Auskunft erteilen, Ziele definieren, Engagement zeigen und zu Umstrukturierungen bereit sein. Das ist auch in Osnabrück längst nicht jedem MICE-Anbieter leicht gefallen, denn der zunächst anfallende Zeit- und Kostenaufwand war ja im Gesamtbudget keineswegs vorgesehen.

Blick auf den Dom

Es bedurfte somit einer – wenn man so will – nachhaltigen Überzeugungsarbeit seitens der Projektverantwortlichen, Anbieter- wie Nachfrageseite zu überzeugen, dass sich Engagement im Sinne der Umwelt am Ende auch in wirtschaftlicher Hinsicht auszahlt. Es wurde schließlich nicht mit der Vergabe einer konkreten Zertifizierung oder Auszeichnung geworben, sondern allein mit der guten Sache.

Wesentlicher Bestandteil der Konzeption war und ist auch die Weiterbildung von Angestellten und die Vermittlung „nachhaltiger“ Informationen an Kongressbesucher und Tagungsgäste. Alles in allem keine leichte Aufgabe, da der Geschäfts- und Kongressalltag eigentlich nach anderem verlangt als nach Energiesparmaßnahmen und Abfallvermeidung, Bioprodukten und Umweltschutzinfos, Trockenurinalen und Recyclingpapier.

Insbesondere der erste Projektschritt gestaltete sich schwierig, da die teilnehmenden Betriebe und Verbände Schwierigkeiten bei der Erstellung eines konkreten Maßnahmenkatalogs hatten. Von der Theorie zur Praxis war es durchaus ein kurvenreicher Weg, wie man in Osnabrück freimütig zugibt. Umso stolzer darf man heute auf das Erreichte sein, wie der „Meeting Experts Green Award“ zeigt.


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Bildquelle: Stadt Osnabrück

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 28.05.2015


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