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Meinung

Erneuter Vorstoß: Zweiter mbt Meetingplace 2017 in Frankfurt

Sinnentleerter Konkurrenzkampf bei deutschen MICE-Messen

Wie viele Schläge muss man einstecken, bevor man zu Boden geht oder freiwillig das Handtuch wirft? Die Analogie zum Boxsport drängt sich auf, wenn man die jüngste Meldung aus der events liest: Der mbt Meetingplace, ein von børding messe betriebenes Messeformat für die deutsche MICE-Branche, hat für 2017 einen zweiten Termin seiner Messe angekündigt. "Na und?", mag man zunächst kommentieren. Doch ein vertiefender Blick in die Details lohnt sich.

Mit dem nun anberaumten Termin für den mbt Meetingplace am 21. November 2017 im Forum der Messe Frankfurt läutet das Messeformat die nächste Runde im Konkurrenzkampf der deutschen MICE-Messen ein. Nur eine Woche später findet der mbt Meetingplace am Stammplatz in München statt. Das klingt zunächst nach Effizienz und ausgeklügelter doppelter Vermarktungsstrategie gegenüber den Ausstellern - quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Im gleichen Monat wird jedoch voraussichtlich auch die seit Jahren sehr erfolgreiche Locations-Messe Rhein-Main in Frankfurt stattfinden. Wenn man das seit Jahren latente Besucherproblem bei MICE-Messen kennt, muss die Frage erlaubt sein: Wer soll denn da alles hingehen?

Die Vorgeschichte hat es in sich

Klingelt es? Da war doch was... - ganz recht, Ihr Gedächtnis funktioniert einwandfrei. Denn vor drei Jahren traten mit den damaligen Konkurrenten mbt mice + business travel market vom Deutschen Fachverlag und dem Meetingplace von børding messe zwei direkte Wettbewerber gegeneinander an, um binnen kürzester Zeit zwei nahezu identische Messeformate am Messeplatz München zu platzieren. Die damaligen Streithähne fanden damals letzten Endes doch noch zur Raison und kündigten für 2014 ein gemeinsames Messeformat - den mbt Market meets Meetingplace Germany“ - an, da für zwei parallele Messeformate einfach kein Platz war.

Alexander R. Petsch, Geschäftsführer von børding messe, kommentierte den sinnvollen Schritt damals folgendermaßen: „Das ist die beste Entwicklung für den Markt, die es geben kann. Denn durch die gemeinsame Veranstaltung können wir noch mehr Aussteller und Besucher miteinander ins Gespräch bringen. Und im vollen Kalender der Eventplaner reduzieren sich damit die Messetermine.“ Ein weiser Satz.

Die neue Liebesbeziehung jedoch währte nur kurz: Nach nur einem Jahr der Kooperation zog sich der Deutsche Fachverlag lautlos aus dem Messeformat zurück und überließ børding messe das Feld und den neuen Namen "mbt Meetingplace".

Ein kommunikatives Armutszeugnis ohne Beispiel

Vorausgegangen war eine Misserfolgsgeschichte, die in der MICE-Branche ihresgleichen sucht. Denn die Einsicht einer Terminkonzentration auf ein jährliches Messeformat in München währte nur kurz: Für Juni 2015 planten die beiden Veranstalter Deutscher Fachverlag und børding messe einen weiteren Termin in Düsseldorf. Nachdem die Vermarktung sagen wir mal schleppend verlief, riefen die Veranstalter kurzerhand ihren Wettbewerber und damaligen Veranstalter der Locations-Messe, Michael Sinn, an, um den Termin im Zusammenschluss mit der Locations-Messe zu retten.

Vergeblich. Der Termin in Düsseldorf fand nicht statt - von einer Absage kann allerdings keine Rede sein. Denn offiziell wurde der Termin in Düsseldorf nie abgesagt. So erfuhr Co-Veranstalter Michael Sinn sowie der Großteil der Aussteller und Partner von der "Terminverschiebung" aus der Presse. Eine offizielle Erklärung seitens des Veranstalters hat es nie gegeben. Als wäre nichts gewesen, sprach man im offiziellen Wortlaut lediglich von einer Verschiebung in 2016. Der Termin in 2016 fand freilich - ohne jede Verlautbarung des Veranstalters - ebenso wenig statt.

Ein Scherbenhaufen und verunsicherte Aussteller und Besucher

Sie haben den Überblick verloren? Kein Problem. Bei der Vielzahl an Terminen und Absagen in der MICE-Branche kann einem schnell schwindelig werden. Zurück bleiben ein Scherbenhaufen und viel verbrannte Erde. Denn die Flut an Absagen und die Erkenntnis, dass die Messeveranstalter dieser Branche keine Lehren aus ihren eigenen schmerzvollen Erfahrungen ziehen, führen zu verunsicherten Ausstellern und Besuchern, die vollmundige Terminankündigungen irgendwann nicht mehr ernstnehmen können.

Das Kommunikationsverhalten von børding messe und Deutschem Fachverlag, die jüngste Pleite der 'Future of Events' oder die unter den Teppich gekehrte Absage der Werte 2.0-Veranstaltung/des events-Herbstcamps 2016 in Österreich werfen einen dunklen Schatten auf die Branche. Was vor allem fehlt, sind eine Transparenz und Offenheit in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit und den bereits registrierten Ausstellern und Besuchern über die Absagegründe. Denn eine Absage kann jeden Veranstalter einmal ereilen - so musste auch der MICE Club LIVE 2014 auf 2015 verschoben werden: Es ist nur alles eine Frage der Form!

Wenn man dann noch in die Waagschale legt, dass børding messe sich als "erste Messegesellschaft committed hat", beim Wertekodex der Werte 2.0 als 'Wertepionier' dabei zu sein, darf man dieses Commitment durchaus als wertlos bezeichnen. Oder besser: Hier hat sich eine 'Wertegemeinschaft' gefunden, die offenkundig die gleichen 'Werte' verfolgt.

Wollen wir wetten, dass der mbt Meetingplace 2017 in Frankfurt wieder kommentarlos nicht stattfinden wird?


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Autor: Dominik Deubner

Veröffentlicht am: 14.09.2016


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