Denk dran, es ist nie vorbei (auch schon bevor es angefangen hat)
Ein Event beginnt nicht erst mit dem Einlass der Gäste, sondern lange vorher. Als Form der Unternehmenskommunikation geht es darum, Nutzen zu schaffen. Die Live-Kommunikation sollte Bedürfnisse ansprechen, die bereits vorher da waren und die über das Event hinaus wirken. Als Konzeptioner bette ich das Event analog zur 3-Akt-Theaterstruktur als Höhepunkt zwischen ein Vorher und Nachher ein. Was kann Inszenierung dabei leisten – was nicht?
Schaffe messbaren Nutzen
Wie lässt sich schon im Vorfeld die richtige Erwartungshaltung aufbauen? Wie kann ich im Nachfeld gut daran anknüpfen? Dazu stellt sich die Frage, wie ich durch eine stimmige Kommunikation vorab das Interesse wecke. Eine Einladung muss angemessen bleiben – sie kann passend zum Event innovativ, digital, klassisch oder auch sehr besonders gestaltet sein. Hier gibt es unzählige Möglichkeiten individuell aus der Masse hervorzustechen. So schaffe ich nicht nur die richtige Erwartung, sondern erziele auch höhere Teilnehmeranmeldungen.
In jedem Fall achte ich als Eventregisseur auf die ganzheitliche Inszenierung aller Phasen des Events. Also neben dem zentralen Bühnengeschehen ist alles von der Ankunft über die Begrüßung bis zum Catering und vielleicht sogar einer persönlichen Verabschiedung durch den Gastgeber im Blick. Das bringt persönliche Wertschätzung zum Ausdruck und sorgt für ein Miteinander auf Augenhöhe.
Auch für die Kommunikation im Nachfeld kann ich einen Austausch mit dem Besucher (oder auch unterhalb der Teilnehmer) über eine Netzwerkplattform fördern. Zu jeder Marketing-Maßnahme gehört ein klar formulierter call to action: Wenn dir diese Blogserie über Inszenierung gefällt, dann trag dich für weitere Informationen rund um Dramaturgie, Show und Inszenierung gleich jetzt in meinen Newsletter ein! Welchen call-to-action baust du in dein Eventkonzept ein?
Zur Evaluation der Ziele können individuell entwickelte Tools und Event-Apps helfen, um Feedback zu generieren. Die Rückmeldung hilft, das Eventformat für die Zukunft zu optimieren. Durch angemessenen Dialog im Nachfeld baust du Bindung auf und zahlst auf die Marke ein (Kontaktdaten können beispielsweise über Gewinnspiele generiert werden, bei denen Visitenkarten in eine Tombola-Box geworfen werden müssen).
Begegne dem Bedürfnis nach echtem Austausch
Die Psychologie verrät uns: Menschen streben nach Sinn und Gemeinschaft. Diesem empfinden können wir uns gerade in der Live-Kommunikation zu eigen machen. Mit unseren Events befriedigen wir das Bedürfnis nach realem Begegnungswunsch und direkter Kommunikation von Menschen. Persönlich sehe ich es als meine Mission an, Momente zu kreieren, in denen gute Ideen ausgetauscht werden können. Dazu müssen Gäste aber genau darauf eingestimmt werden: Stört die Umgebung die Besucher beim Austausch, wie kann ich Ablenkungen minimieren und für eine offene Atmosphäre der Begegnung sorgen? Weitergehende Gedanken dazu hier: Wie kreiere ich Erlebnisse?
Dazu ist mir ein kleines Experiment über den Weg gelaufen. Der Moderator bittet das Publikum zum Beispiel nach der Mittagspause aufzustehen und für zwei Minuten die Augen zu schließen. Ohne im Kopf mitzuzählen soll sich jeder bei genau zwei Minuten wieder hinsetzen. Natürlich gibt es für die Person mit dem bestem Zeitgefühl eine Belohnung. Was bezwecken wir damit? Besucher sind ‚im Moment’ und konzentrieren sich neu auf die Vortragsthemen. Damit gewinnen wir volle Aufmerksamkeit und die Gäste sind offen für das weitere Geschehen. Inszenierung kann auch mit ganz einfachen Mitteln wirken...
Was Inszenierung nicht leisten kann...
Events gehen mit einer gewollten Begrenzung einher – nicht jeder kann dabei sein. Daher können Botschaften nicht so schnell und breit kommuniziert werden, wie das durch Massenmedien gelingt. Außerdem sollte Inszenierung hoffentlich nicht eine nicht-vorhandene Botschaft kaschieren. Das gelingt vielleicht sogar im besten Fall – ist aber nicht Sinn und Zweck der Übung. Insofern kann sie Schwächen höchstens kaschieren, nicht aber wegzaubern. Außerdem kann Inszenierung nur bis zu einem gewissen Punkt begleiten: Sie kann in tieferen Sinne nicht verändern, sondern nur zur Veränderung inspirieren. Den transformativen Schritt gehen beziehungsweise die Handlung ausführen muss der Zuschauer selbst.
Fazit: Inszenierung kann dabei helfen, Botschaften in Szene zu setzen – aber sie kann nicht den Sinn ersetzen. Mit allen Aktivitäten sollten wir Nutzen schaffen, nämlich Momente, in denen sich Menschen begegnen und austauschen können. Bei aller Energie, die in ein singuläres Event fließt, gibt es immer auch ein Vorher und Nachher. Diesen Dreiklang im Auge zu behalten ist die Anforderung an das ganzheitliche Eventmarketing.
Wie sehen deine Maßnahmen für die Vor- und Nachkommunikation aus?! Freue mich über einen Kommentar auf meinem Facebook Kanal oder auf Twitter!
Gastautor Chris Cuhls ist als diplomierter Medienmanager in Köln ansässig. Als Eventregisseur, Konzeptioner und Show-Producer ist er mit der Live-Kommunikation namhafter Konzerne betraut. Auf seinem Blog schreibt er zu Themen der Dramaturgie, Inszenierung und Konzeption.
Lesen Sie mehr aus der Magazinserie vom MICE Club-Gastautor Chris Cuhls:
- Das 1. Gebot der Inszenierung –
Du musst wissen, was der Kunde will (auch wenn er es nicht weiß) - Das 2. Gebot der Inszenierung –
Geht nicht, gibt’s nicht! (auch wenn es dir keiner zahlt) - Das 3. Gebot der Inszenierung –
Baue eine Struktur (auch wenn’s keiner merkt) - Das 4. Gebot der Inszenierung –
Brich die Struktur (dann merken sie’s) - Das 6. Gebot der Inszenierung –
Was du unbedingt vermeiden solltest (auch wenn es der Kunde verlangt) - Das 7. Gebot der Inszenierung –
Was hab ich eigentlich davon (auch wenn ich das schon ahne)