Best of Events auf dem richtigen Weg
Westfalenhallen gelingt im zweiten Jahr der Relaunch
Ein Nachbericht zur Best of Events aus meiner Feder - das kann doch eigentlich nur wieder mit einer Generalabrechnung enden. Denn wer mich kennt, weiß, dass ich an „unserer Leitmesse für die Eventbranche“ in der Vergangenheit kein gutes Haar gelassen habe. Gründe dafür gab es stets genug: Von Gauklerbörse bis Fremdschämen zur Eigendarstellung der Branche war da etwa die Rede. Doch was ist passiert, dass ich nun erstmals ein positives Fazit zur Messe ziehe?
Inhaltliche Gliederung der Aussteller erstmalig spürbar
Das ist passiert: Die Übernahme der Messe durch die Messe Westfalenhallen Dortmund vor einem Jahr zeigt im zweiten Jahr nun ihre Wirkung: Nachdem der neue Veranstalter im vergangenen Jahr zahlreiche Änderungen wie eine bessere inhaltliche Gliederung der Aussteller nach Spartenbereichen, ein ausgeweitetes Weiterbildungsprogramm sowie eine Ausweitung der Messe um eine MICE-spezifische Halle lediglich nur angekündigt aber nicht in die Tat umgesetzt hatte, sind in 2017 die positiven Veränderungen deutlich erkennbar.
Da betritt der Messebesucher durch die dem Umbau geschuldete neue Eingangssituation zunächst die ‚neue‘ Halle 5, die ausschließlich mit MICE-Ausstellern aus Hotellerie, Eventlocations und Co. nicht nur gut gefüllt ist. Vormals in den Gängen zwischen Popcornmaschine und Wasservorhang versprenkelte Hotelaussteller finden nun ein wertiges Umfeld unter ihresgleichen und haben ihre Präsenz deutlich aufgewertet. Hinzu kommen als Premiere neue Gemeinschaftsstände eines großen Locationportals sowie eines Fachpressemediums und schwups läuft die BoE anderen nationalen Messeformaten wie dem mbt meetingplace oder der LOCATIONS den Rang ab.
Best of Events avanciert zur bedeutendsten nationalen MICE-Messe
Jetzt kann man sicher vortrefflich darüber streiten, ob es ein weiteres MICE-Messeformat im deutschen Markt braucht. Denn diese neue Halle 5 bedient genau das. Wenn man sich aber anschaut, wie insbesondere der mbt meetingplace seit Jahren keinen Fuß auf den Boden gesetzt bekommt, steht bei der BoE ein ähnliches Schicksal nicht zu befürchten: Denn da sind ja noch die etablierte Halle 4 mit den Eventausstattern, Caterern, Zeltbauern und Technikfirmen, die immer noch skurrile Halle 7 mit einem bunten Mischmasch aus allem und die - endlich - konsequent vom übrigen Messebetrieb abgeschottete Künstlerperformance-Halle 8. Alles in allem also eine geballte Konzentration der vielseitigen Gewerke einer umtriebigen Eventbranche. So schließt die BoE als national bedeutendste Messe der Branche die Lücke zu einer weitestgehend auf internationales MICE-Business fokussierten IMEX und unterstreicht ihre Bedeutung als führender Branchentreffpunkt der hiesigen Eventszene. Well done - möchte ich da anerkennend aussprechen!
Positives Erscheinungsbild durch aufwändig inszenierte Stände
Doch auch das Erscheinungsbild der Stände weiß von Jahr zu Jahr mehr zu überzeugen: Waren in der Vergangenheit oftmals Systembaustände mit lieblos dahingestellten Rollups und einem Stehtisch gang und gäbe, wartet die Branche mit immer aufwändigeren und größtenteils sehr ansprechend und kreativ gestalteten Standbauten auf. Und auch die Präsentation der eigenen Produkte erreicht ein neues Level: Passend zum diesjährigen Schwerpunktthema „Digitalisierung" findet der Messebesucher an zahlreichen Ständen VR-Brillen zur interaktiven Erkundung von Locations oder zum Ausprobieren spielerischer Unterhaltungsgadgets.
Die Integration der Verleihung des BEA- und INA-Awards in das Messegelände (Halle 6) ist ein weiterer Gewinn - vor allem für die Repräsentativität der Awardverleihung. Während die Veranstaltung in den Vorjahren in wenig inspirierenden, geschweige denn glamourösen Hinterzimmern des benachbarten Kongresszentrums über die Bühne ging, erhält sie nun einen würdigen Rahmen in Schlagweite zum Messegeschehen.
Weiterbildungsprogramm mit viel Luft nach oben
Also alles gut? Nicht ganz: Das rahmengebende Weiterbildungsprogramm mit verschiedenen Foren - etwa einem Digital-Forum und einem MICE-Forum - bewegt sich weiterhin noch zu sehr im Bereich von lancierten eigenwerblichen Beiträgen im klassischen Top-Down von der Bühne, ohne dem zeitgemäßen Anspruch einer interaktiven Meetingarchitektur gerecht zu werden. Wie in den Vorjahren finden sich auf den Bühnen die üblich verdächtigen Protagonisten der Branche wieder, die etwa zum x-ten Male über das Thema ‚Buchungsportale‘ diskutieren. Positiv aufgefallen sind die zunehmenden Beiträge aus der Forschung sowie Best Practice-Beispiele zum Thema „Digitalisierung“ aus der Industrie, wenngleich ich das ein oder andere Mal den Bezug zur Eventbranche vermisst habe. Aber ein Blick über den Tellerrand ist in jedem Fall begrüßenswert. Die angebotenen Guided Tours über die Messe fanden großen Zuspruch, wenngleich die Idee dazu nicht neu ist ;-).
Ein deutlicher Kritikpunkt wurde von vielen Besuchern hinsichtlich der fehlenden Orientierung auf der Messe und an den einzelnen Foren geäußert. Das war sicher zum größten Teil der neuen - provisorischen - Eingangssituation geschuldet. Am MICE-Forum etwa suchte man vergeblich nach einer Übersicht über das Vortragsprogramm. Wenn die umfassende Renovierung des Messeareals abgeschlossen ist, sollte sicher auch die Signalisation ein Update erfahren haben.
Fazit: Die Messe ist nach jahrelangem Stillstand endlich auf dem richtigen Weg, die Branche in ihrer Vielseitigkeit mit der gebotenen Seriosität abzubilden. Bleibt abzuwarten, ob der für 2018 vorgezogene Termin am 10. + 11. Januar so glücklich gewählt ist. In meiner Wahrnehmung ist die erste Januarhälfte in der Branche die willkommene Zeit des Jahres für eine längere Auszeit vom Stress geplagten Eventmanager-Job.
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Bildquelle: Best of Events, MICE Club