Berlin ist Top!
Die ICCA präsentiert ihr jährliches Länder- und Städteranking
Die International Congress & Convention Association (ICCA) thront als Dachverband über fast allen international tätigen Verbänden und Organisationen. Und es wird jedes Jahr fleißig registriert, wer wann, wo und wie oft tagt. Das jährliche Länder- und Städteranking wird dann auch immer wieder mit Spannung erwartet. Die jüngst veröffentlichten Zahlen für 2015 warten zwar nicht mit vielen, aber immerhin mit ein paar Überraschungen auf.
Zunächst einmal vermeldet die ICCA mit 12.076 abgehaltenen Tagungen, Konferenzen und Kongressen mit mehr als 50 Teilnehmern im Jahr 2015 einen neuen Rekord. Stolze 571 mehr abgehaltene Events als im Vorjahr sind tatsächlich bemerkenswert. Zum bereits 50-jährigen Bestehen liefert die Dachorganisation interessante Einblicke in die historische Entwicklung der Verbandsmeetings.
Europa ganz weit vorne
Rund 11.500 internationale Verbände sind Mitglied bei der ICCA. Jahr für Jahr veranstalten diese weltweit fast 20.000 Kongresse in einem rotierenden Turnus, d.h. nicht immer am selben Ort und im selben Land. Mehr als zehnmal so viel – also beinahe 220.000 Events – werden wiederum auf regionaler Ebene oder zu Sonderthemen abgehalten. Dabei bleiben Verbandskongresse nach wie vor eine Domäne des „alten Europas“.
Zwar führt die USA die Länderliste nach absoluten Zahlen an, aber allein Deutschland und Großbritannien bringen es zusammen auf 324 Veranstaltungen mehr als die Vereinigten Staaten. Und überhaupt: Nahezu zwei Drittel aller Veranstaltungen der internationalen Verbände finden in Europa statt, das die neue Welt und den fernen Osten damit weit hinter sich lässt. Neu ist das andererseits nicht, denn im Ländervergleich haben sich nur geringe Schwankungen zu den Vorjahreszeiträumen ergeben. Etwas anders sieht das bei den Städten aus.
Berlin als neue Nr. 1
Die Bundeshauptstadt darf sich freuen! Man ist im Vergleich zu 2014 nicht nur auf das Podest gehüpft, sondern hat gleich den Spitzenplatz vor dem letztjährigen Erstplatzierten Paris übernommen. Der Sieg ist jedoch nicht auf einen Zuwachs an Verbandstagungen zurückzuführen, sondern primär der Tatsache geschuldet, dass vor allem Paris, Madrid und Wien weniger Veranstaltungen zu verzeichnen hatten als im Vorjahr. Bei Paris mögen sicher auch die Terroranschläge für den Verlust der Spitzenposition verantwortlich sein.
Singapur auf Platz 7 führt wie im Vorjahr die außereuropäischen Destinationen an. Den größten Sprung um 13 Plätze machte Bangkok und ist nun erstmalig in den Top 20 vertreten. Interessant vor dem Hintergrund des Länderrankings: Keine einzige US-amerikanische Stadt ist hier vertreten.
Die aktuellen Ranglisten, in die nur Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmern einfließen, lassen sich hier einsehen.
Nur bedingt aussagekräftig
Die letztjährigen Auswertungen der ICCA betrafen nicht nur die Anzahl an Verbandsmeetings, sondern berücksichtigten auch die absolute Teilnehmerzahl. Diese mag im Hinblick auf die wirtschaftliche Bedeutung des betreffenden MICE-Segmentes aber die wichtigere Kennziffer sein. Ob diese dann Ende Juni veröffentlicht werden, wenn auch die Nichtmitglieder vollständigen Zugang zu den aktuellen ICCA-Erhebungen erhalten, lässt sich derzeit leider noch nicht sagen.
So oder so räumt der Dachverband selbst ein, dass es nicht leicht sei, aus den jährlichen Länder- und Städterankings konkrete Schlussfolgerungen oder branchenrelevante Trends abzuleiten. CEO Martin Sirk betrachtet diese sogar mit einem Augenzwinkern, indem er feststellt, dass der Einäugige der König unter den Blinden sei. Denn tatsächlich sind internationale Statistiken, die die gesamte MICE-und Eventbranche betreffen, bis heute Mangelware.
Letztlich ist es ein bisschen wie bei Olympia: Der vierte Platz bezeichnet den ersten Verlierer. Wer es hingegen als Underdog eher unerwartet in die Top-10 schafft, darf sich dennoch freuen. Und wie welches Ergebnis am Ende zustande gekommen ist, interessiert später nur noch peripher.
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Bildquelle: © visitBerlin, Foto: Wolfgang Scholvien