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Destinationen

Authentizität geht vor Mainstream

Destinationsmarketing in Berlin betritt neue Pfade

Wie lässt sich Deutschlands ohnehin schon größte und wichtigste Eventdestination authentisch und in besonderer Weise vermarkten? Diese Frage hat man sich bei Visit Berlin und dem Berlin Convention Office gestellt und eine Antwort darauf gefunden. Nachdem man fast zehn Jahre lang bundesweit auf Roadshow gegangen ist, hat man jetzt den Spieß umgedreht und selbst in die Spreemetropole geladen. Fast 50 MICE-und Eventexperten sind dem Ruf in die Hauptstadt am letzten Maiwochenende gerne gefolgt.

Mit dem con|temporary Weekend lockte ein Fam-Trip der etwas anderen Art, nämlich das noch „unentdeckte“ Berlin abseits der üblichen Touristenströme und der allseits bekannten Eventlocations zu entdecken.

Hierfür hatte heretonow, die Hausagentur des Berlin Convention Office, vier Thementouren ausgearbeitet, die das neue Destinationsmarketingkonzept mit Leben füllen sollten: „Green Berlin“, „Berlin Luxury“, „Berlin Food“ und „Berlin Art & Design“. Zwei davon standen für jeden Teilnehmer zur Auswahl. Wir haben uns für’s Nachhaltige und für die Kunst entschieden.

Abseits ausgetretener Pfade

Die Grundidee war klar: Keiner der Gäste sollte auf die üblichen Berliner Annehmlichkeiten und Sehenswürdigkeiten verzichten, die Stadt aber gleichzeitig von einer besonders lebendigen und extravaganten, kreativen und speziellen Seite kennenlernen. Die Ausgestaltung der vier Touren bediente darüber hinaus die ureigenen Interessen der Teilnehmer – nämlich spannende und geeignete Rahmenprogramme und Incentive-Möglichkeiten kennenzulernen.

Salopp formuliert: Können Sie sich vorstellen, dass die Teilnehmer einer Computerspielemesse ein besonderes Faible für einen Opernbesuch haben? Oder dass die Gäste einer Erotikausstellung unbedingt einer Bundestagssitzung beiwohnen wollen? Oder dass die Mitglieder eines Umweltverbandes mit Stretchlimousinen durch die Stadt kutschiert werden wollen? Alles is möglich – erst recht in Berlin – aber zielgruppenspezifisches Destinationsmarketing ist das Gebot der Stunde.

So hat das Berlin Convention Office seinen Gästen am con|temporary Weekend eine Fülle an alternativen und neuen Optionen dargeboten. Und während wir unser persönliches Interesse an grünen und kulturellen Themen gestillt haben, hat sich der eine oder andere Eventplaner gedacht: „Ich mache die Luxury-Tour, weil unser Kundenstamm das am stärksten nachfragt.“

Es grünt so grün

Der Startschuss zur Tour „Green Berlin“ war standesgemäß, und zwar mit Velotaxis bzw. Fahrradrikschas. Umweltfreundlicher geht es nicht. Und da es nur langsam vorangeht, öffnen sich links und rechts immer wieder die Augen für kleine Details und den städtischen Alltag.

Grün unterwegs in Berlin

Erster Stop: der Prinzessinnengarten, ein alternativ angehauchtes Urban-Farming-Projekt in Kreuzberg mit eigener Küche und Café, ein kleiner Urwald inmitten der Stadt. 100 Prozent Bio und Recycling heißt es hier – kein schnieker, aber ein schöner Treffpunkt für nachhaltig orientierte Start-ups oder ökologisch interessierte Interessenverbände.

Beete im Prinzessinengarten

Nach einem Abstecher zum „Original Unverpackt“-Laden, in dem es ausschließlich Naturprodukte zum Selbstabfüllen gibt, ging es weiter zur Infarm GmbH, die mit METRO Cash & Carry gerade erst einen potenten Pilotkunden gewonnen hat. Vor allem Salate und Kräuter wachsen hier vertikal, d.h. in beleuchteten Regalen allein auf einer wässrigen Nährstofflösung und völlig frei von Pestiziden oder Keimen. Das Unternehmen stellt Caterern wie Veranstaltern seine innovativen Pflanzanlagen gerne zur Verfügung, die – in die Zukunft gedacht – irgendwann einmal Transportaufwand und Wasserverschwendung vermeiden helfen sollen.

Das Sightseeing kam bei „Green Berlin“ aber auch nicht zu kurz, denn zum Schluss ging es an Bord der SunCat Solaryacht der Reederei Riedel. Der luxuriöse Katamaran wurde eigens aus der Karibik importiert und mit viel persönlichem Einsatz von Motor- auf Solarbetrieb umgestellt. Völlig geräuschlos und abgasfrei werden hier Spree- und Kanaltouren von bis zu vier Stunden Länge angeboten. Fassungsvermögen: bis zu 60 Personen – eine grüne Alternative zum Motorschiff und ein Wegweiser in die Zukunft des Ausflugsbootverkehrs.

Auf „KulTour“

Nach der Mittagspause machen wir einen ausgedehnten Spaziergang, um das Leben auf der Straße mitsamt seinen Graffitis und Skulpturen, Street-Art-Projekten und kulturellen Kleinoden mitzubekommen, während sich die „Luxus-Truppe“ derweil mit schwarzen Limousinen hin zu Orten entfernt, wo Maßanzüge per Körperscanner angefertigt und persönliche Düfte nach Beantwortung eines Fragebogens angefertigt werden können.

Wir betreten unvermittelt ein unscheinbares, wenn nicht von außen heruntergekommenes Wohnhaus, in dessen erster Etage Fundamental Berlin sein Lager aufgeschlagen hat. Streng geometrische und symmetrische Formen geben in der kleinen Designschmiede den Ton an. Schalen und Schüsseln zum Selbstzusammenbiegen waren uns vorher jedenfalls fremd.

Wir laufen weiter durch Berlin-Mitte zur alten jüdischen Mädchenschule. Mit dem Pauly-Saal und dem begrünten Innenhof findet sich hier Sterneküche und Eventlocation in einem. Desweiteren sind gleich mehrere moderne Fotogalerien mit wechselnden Ausstellungen in dem historischen Gebäudekomplex ansässig. Man könnte sagen: Geschichte, Genuss und Kunst verschmelzen hier auf anregende Weise.

Anschließend geht es weiter zum Magazin in der alten Heeresbäckerei. „Subkultur trifft Innovation“ könnte man sagen, der ausgerollte rote Teppich kommt uns jedoch etwas fehl am Platze vor. Wir besichtigen einen der beeindruckendsten Veranstaltungssäle in Berlin-Kreuzberg und dürfen direkt am Spreeufer bei einem Graffiti-Workshop Teambuildinggeist schnuppern. Na ja, fast: Während wir einfach nur drauf los sprayen, stehen bei echten Incentives im Vorfeld normalerweise konzeptionelle Überlegungen auf dem Programm.

Street-Art an jeder Straßenecke

Schlussakzent mit Aha-Effekt

Wir bleiben schließlich in der Nähe und machen uns auf zur Abschlussveranstaltung auf zum Kreuzberger Umspannwerk, einer weiteren Eventlocation mit besonderem Flair zwischen Backsteinromantik und Loftambiente. Mit dem „Volt“ verfügt das alte Industriegebäude über ein stadtbekanntes Gourmetrestaurant und mit der ehemaligen Generatorenhalle über einen 440 qm großen Veranstaltungssaal. In Form einer kleinen Ausstellung wurden im mobilen Showroom hier noch einmal alle Partner und Touren präsentiert – eine schöne Zusammenfassung für alle Teilnehmer.

Am nächsten Morgen hießt es schließlich Abschied nehmen, bei einem gemeinsamen Frühstück in der AXICA, direkt am Brandenburger Tor. Das von Stararchitekt Frank O. Gehry entworfene Gebäude ist eher zufällig zur Eventlocation avanciert. Da der Erschaffer des berühmten Guggenheim-Museums in Bilbao sich an der Außenfassade aus baurechtlichen Gründen nicht austoben konnte, hat er dies auf dem Dach und im Innenraum getan. Die Konstruktion aus Holz, Stahl und Glas erinnert Gehry-typisch an einen riesigen Fisch und verfügt sogar über ein Plenum mit Rednerpult.

Fazit: Es läuft rund in Berlin

Das Berlin Convention Office hat kräftig die Werbetrommel gerührt für die Hauptstadt als Deutschlands Tagungsdestination Nr. 1 und erkannt: Nicht jeder Businessgast ist auf Luxus gebürstet und nicht jeder mag zum x-ten Mal eine Trabbi-Safari durchführen. Zielgruppenspezifische Angebote werden sich auch im B2B-Bereich immer stärker durchsetzen. Mit ein bisschen zusätzlicher Freizeit ausgestattet, kann ja auch jeder seinem Sightseeing-Wunsch ganz privat nachkommen. Auch dahin geht der Trend im Sinne einer gesunden Work-Life-Balance.

Jedenfalls hat das Berlin Convention Office für das con|temporary Weekend stolze 34 Partner gewinnen können, die für Service und Vielfalt stehen, darunter bestens ausgestattete Hotels und originelle Locations, innovative Start-ups und renommierte Galerien, nachhaltige Initiativen und servicestarke Dienstleister.

Kleiner Wermutstropfen: Zwar sind die im Rahmen des con|temporary Weekends durchgeführten Touren in dieser Form nicht konkret buchbar, aber über heretonow jederzeit – auch in Teilen – organisierbar. Besonders wichtig war es den Machern aber, den aus ganz Deutschland angereisten MICE-Fachkräften zu zeigen, dass es – analog zum Städtetourismus – in Berlin eine ganze Menge Alternativen zum Eventmainstream gibt, die nicht nur spannend sind, sondern die hauptstädtische Vielfalt authentisch widerspiegeln.


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Bildquelle: Frank Brehm

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 09.06.2016


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