Alles beim Alten
Kritik an Umsatzranking für Eventagenturen reißt nicht ab
Alle Jahre wieder werden im Herbst die neuesten Umsatzzahlen der größten deutschen Eventagenturen publik gemacht. Das von FAMAB, W&V und Horizont herausgegebene Ranking gibt einen Überblick über die Branchengrößen und wird von den Marktteilnehmern je nach Positionierung als mehr oder weniger gewichtig eingeordnet. Zur eigenen Profilierung taugt es allemal.
Nach der neuen Konfiguration des Rankings im vergangenen Jahr war eine Vergleichbarkeit der Zahlen zu den Vorjahren hinfällig geworden. Denn zum ersten Mal wurden die Honorarumsätze in den Bereichen Live-Kommunikation und Kommunikation im Raum gemeinsam ausgewiesen. So besteht dieses Jahr erstmalig die Möglichkeit, die Vorjahreszahlen mit den aktuellen Zahlen zu vergleichen. Gleichwohl sei angemerkt, dass stets nur die Agenturen ins Ranking aufgenommen werden, die tatsächlich auch Zahlen liefern. Da jedes Jahr nur ein Bruchteil der führenden Branchenakteure auch mitmacht, hinkt der Branchenvergleich an allen Ecken und Enden. So haben in 2016 lediglich 21 Agenturen ihre Zahlen öffentlich gemacht.
Alles beim Alten
Mit vielen Überraschungen kann daher das jüngste Ranking der Agenturen nicht aufwarten: Denn in den TOP 3 stehen immer noch dieselben Agenturen: Avantgarde, Vok Dams und Uniplan. Da sich die Inszenierung von Marken auf Kundenseite weiterhin größter Beliebtheit erfreut, legten die Zahlen der meisten Agenturen gut zu. In den TOP 3 musste einzig Uniplan etwas Federn lassen.
Auf den hinteren Plätzen finden sich viele alte Bekannte. Die treuen Agenturen, die jedes Jahr auf's Neue ihre Zahlen einreichen, profitieren durchaus von einem hohen Bekanntheitsgrad. Doch viele wichtige Namen fehlen, etwa: Triad, Atelier Markgraph, Mutabor, Schmidhuber, Insglück und KMS Blackspace. Selbst FAMAB-Mitglieder wie Ulrich Roth von Roth & Lorenz in Stuttgart bezeichnet das Ranking als "grenzwertig". Auch der FAMAB hat erkannt, dass sich an dem Ranking etwas ändern muss. Geschäftsführer Jan Kalbfleisch gibt sich kämpferisch: "Wir sind 50 Jahre alt und drehen jetzt mal an ein paar Schrauben." So will der Verband sich interessanter machen und denkt über ein neues Beitragsmodell nach.
Kritik am Ranking reißt nicht ab
Die Kritik an dem Ranking ist vielschichtig. Zum Einen liegt das an der schwierigen Vergleichbarkeit gerade der großen Akteure. Während Avantgarde überwiegend in Personaldienstleistungen macht, liegt der Schwerpunkt von Uniplan eindeutig auf dem Messebau. Vok Dams ist da sicher die klassischste Eventagentur unter den ersten Dreien. Ranking-Gegner kritisieren zurecht, dass die Leistungsschwerpunkte zu unterschiedlich sind und daher nicht vergleichbar sind.
Dabei gehen die Meinungen stark auseinander. Colja Dams, CEO von Vok Dams betont immer wieder, dass sich in der Budgetierung der Kunden klare Abgrenzungen zwischen Live-Kommunikation und Kommunikation im Raum feststellen lassen. Avantgarde-Chef Schnaack hatte bereits im vergangenen Jahr eine schwere Unterscheidbarkeit in einzelne Kategorien ausgemacht. Der FAMAB pflichtet ihm bei: "Die Grenzen fallen", so Jan Kalbfleisch.
Methodische Unschärfen
Auch bei der Methodik der Zahlenerhebung werden Zweifel laut. Während in früheren Jahren die Zahlen teils dreist gefälscht wurden, wird inzwischen eine Steuerberaterin dazwischen geschaltet, die die Bilanzen der einreichenden Agenturen auf Herz und Nieren prüft.
Johannes Milla, CEO von Milla & Partner in Stuttgart, veröffentlicht grundsätzlich gerne seine Zahlen. "Denn Transparenz ist gut für den Markt." Dennoch kritisiert er, dass manche Angaben einfach nicht stimmen können: "Alles über 90.000 Euro Honorarumsatz pro Mitarbeiter muss man misstrauisch betrachten", so Johannes Milla. Davon wären immerhin knapp ein Drittel aller Agenturen betroffen. So droht Milla, in Zukunft keine Zahlen mehr zu liefern, wenn sich an der Erhebungsmethode nichts ändert.
Doch eine kleine Überraschung weist das Ranking dann doch aus: Auf Rang 11 des Umsatzrankings findet sich die Agentur "Jangled Nerves", ein den meisten Branchenkennern weitgehend unbekannter Name. Doch Jangled Nerves wird spätestens mit der kommenden FAMAB-Award-Verleihung zu einiger Bekanntheit gelangen. Nachdem der FAMAB gestern die Nominierungen für den FAMAB-Award 2016 öffentlich gemacht hat, dürfen sich die Stuttgarter Kommunikationsprofis über den ein oder anderen Apfel freuen.
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