3 Fragen an Jürgen May
Jürgen May, Inhaber 2bdifferent
MICE Club: Herr May, die Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft, der Umwelt und dem Markt sollte integrierter Bestandteil eines jeden Geschäftsmodells sein. Setzt sich die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und Transparenz auf breiter Front durch?
Jürgen May: Davon darf man ausgehen! Nachhaltiges Denken und Handeln ist aktuell die größte Veränderung in unserer Gesellschaft. Es gilt als notwendig und zukunftsweisend. Dadurch verändert sich unsere Gesellschaft in vielen Bereichen entscheidend. So wird auch Unternehmenserfolg inzwischen daran gemessen, inwieweit ein Unternehmen, neben rein monetärem Gewinn, seine Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft wahrnimmt. Dabei geht es allerdings im Kern nicht darum, was Unternehmen mit ihren Gewinnen anschließend Gutes anstellen, sondern wie sie zu ihnen kommen.
MICE Club: Wie tief geht der Wandel der Werte? Sichern CR-Strategien eher einen Vorteil im Wettbewerb oder werden durch unternehmerische Verantwortung neue Standards geschaffen für Unternehmen und unsere Gesellschaft?
Jürgen May: Wer heute nicht die Gesellschaft und Umwelt bei seinen unternehmerischen Entscheidungen mit einbindet wird zukünftig ökonomisch keinen Erfolg haben können. Gerade ökologische und soziale Themen werden gesellschaftlich kontrovers diskutiert und müssen einer kritischen Betrachtung standhalten. Umso wichtiger ist, dass sie im Sinne einer nachhaltigen Kommunikation glaubwürdig und authentisch von der Marke, dem Unternehmen gelebt und kommuniziert werden.
Zu dem werden durch gesetzliche Änderungen neue Standards geschaffen. Von der EU wurde dieses Jahr eine Änderungsrichtlinie beschlossen. Börsennotierte Unternehmen und Finanzinstitute mit mehr als 500 MitarbeiterInnen müssen ab 2017 ihre ökologischen, sozialen und mitarbeiterbezogenen Nachhaltigkeitsleistungen in Form eines Nachhaltigkeitsberichtes öffentlich dokumentieren. Dazu gehören auch die größeren Event- und Sponsoringengagements.
MICE Club: Noch der Blick in die Zukunft: Wie schätzen Sie die Entwicklungen in der Eventbranche in Bezug auf die Thematik ein?
Jürgen May: Bekanntlich ist es schwer, Menschen zu etwas zu bewegen, wenn die Benefits teils noch in der Zukunft liegen. Allerdings sind die Anforderungen an Eventagenturen, Messegesellschaften, Locations und Eventmanager, nachhaltige Belange in ihrem täglichen Handeln zu beachten, schon längst spürbar in den Häusern angekommen. Dazu gehören Ressourcenverknappung und kontinuierlich steigende Energiepreise ebenso, wie „Sustainability Guidelines“ von potentiellen Auftraggebern. Hinzu kommt, dass immer mehr „Unternehmen mit Eventkultur“ verstärkt Regionen und Standort suchen, in denen Dienstleister auf die nachhaltige Planung von Events ausgerichtet sind und eine umwelt- und sozialverträglich Umsetzung nachweisen können. Mein Fazit: Nachhaltigkeitsaspekte in glaubhafte und erfolgreiche Businessstrategien zu wandeln, wird immer mehr zur Aufgabe für die Branche. Dies zu ignorieren birgt die Gefahr, die Erschließung von neuen Märkten und Wertegemeinschaften zu verpassen.
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