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Agenturen

20 Jahre upstairs

Eine kleine Erfolgsgeschichte – im Interview mit Robert Hansmann

Vor 20 Jahren hat die Eventagentur upstairs aus dem schönen Seligenstadt bei Frankfurt ihre Arbeit aufgenommen. Solch ein Firmenjubiläum ist in der sich rasant verändernden Eventbranche durchaus bemerkenswert. Denn nicht nur die Branche hat sich gewandelt, auch die Art und Weise, wie Live-Kommunikation und Markeninszenierungen heute vonstattengehen.

Das MICE Club-Magazin sprach exklusiv mit Firmengründer und Geschäftsführer Robert Hansmann, der den Wandel von der reinen Veranstaltungsagentur zum integrierten Kommunikations- und Eventanbieter mitbestimmt und miterlebt hat.

MICE Club: Robert, was hat sich in 20 Jahren Agenturtätigkeit für Euch und Deine Agentur geändert?

Robert Hansmann: So ziemlich alles. In 20 Jahren haben wir nicht nur den Übergang von Post via Fax zu Mail miterlebt. Angefangen haben wir seinerzeit zu zweit als reine Eventagentur. Inzwischen haben wir zehn Mitarbeiter, sind aber dahingehend bodenständig geblieben, dass solides Wachstum wichtiger für uns ist als kurzfristiger Erfolg. In unseren Anfangstagen agierten wir hauptsächlich operativ und umsetzungsorientiert. Dieser Ansatz allein trägt heute nicht mehr, da sich die Rahmenbedingungen doch sehr geändert haben – z.B. steuerlich und rechtlich, mit Blick auf Compliance-Regelungen und auch hinsichtlich des Sicherheitsaspekts. Wie man sich vorstellen kann, nimmt dieser in der aktuellen weltpolitischen Gemengelage immer größeren Raum ein. Die Auswahl wirklich „sicherer“ Destinationen wird daher zusehends wichtiger, weil schwieriger.

Darüber hinaus sind aber vor allem die Kundenansprüche in den letzten zwei Jahrzehnten stetig gestiegen. Wo wir früher Stand-alone-Angebote zu Einzelprojekten abgegeben haben, präsentieren wir heute integrierte Gesamtkonzepte, die die gesamte Spannbreite der Kommunikation abdecken. Und genau an dieser Stelle sehen wir die größten Chancen für eine weiterhin positive Geschäftsentwicklung.

Mit Blick auf unsere Kernkompetenzen könnte man meinen, unsere Ansprechpartner auf Kundenseite wären hauptsächlich im Bereich Marketing & Kommunikation angesiedelt. Früher war das auch so. Heute hingegen sind unsere Kunden die Einkäufer der Unternehmen, in Kooperation mit den Marketingabteilungen. Aus Vertriebssicht macht das für uns als Agentur einen komplett anderen Ansatz erforderlich, da die kaufmännischen Zielsetzungen mit dem angestrebten Kommunikationsziel oftmals nur schwer in Einklang zu bringen sind.

MICE Club: Gibt es auf der anderen Seite auch Konstanten im Eventgeschäft?

Robert Hansmann: Na ja, auf der „Metaebene“ ist sozusagen alles beim Alten geblieben. Man muss die Zukunft mit ihren Trends und Entwicklungen im Blick haben oder bestenfalls selber Vorreiter sein und die Trends setzen. Das ist unabdingbar mit permanenter Neugierde, dem Willen zum Wandel, einem hohen kreativen Output und viel Liebe zum Detail verbunden. Natürlich darf man auch den wirtschaftlichen Aspekt nie aus den Augen verlieren. Blinder Aktionismus bringt gar nichts, denn natürlich spielen die Höhe des Kundenbudgets und absolute Zuverlässigkeit in Sachen Abwicklung und Organisation eine immens wichtige Rolle. Mein Motto: Machen, was möglich ist, aber sich mit Unmöglichem abgeben – und schon läuft’s!

MICE Club: Wie geht Ihr integrierte Projekte in der Praxis an?

Robert Hansmann: Es leuchtet ein, dass großangelegte, ganzheitliche Konzepte nur in gut funktionierenden Netzwerken zu realisieren sind. Man braucht also kompetente und verlässliche Partner in allen relevanten Bereichen. Wenn wir etwa für ein Gesamtprojekt verantwortlich sind, ist es auch unsere Aufgabe zuzusehen, dass vom Messebauer über den IT-Experten bis zum Caterer alle an einem Strang ziehen.

Aber nicht nur reine Eventexperten sind gefragt, die manchmal – sorry – ein sehr eingeschränktes Blickfeld haben. Inzwischen ergänzen wir uns in der Konzeptionsphase auch mit anderen, sozusagen artfremden Koryphäen. So haben wir häufig auch Philosophen, Wissenschaftler, Journalisten, Künstler und Abenteurer mit am Tisch, um unsere Kunden mit neuen Ansätzen zu überraschen.

MICE Club: Was war rückblickend Dein schönstes und spannendstes Projekt?

Robert Hansmann: Da kommt einiges zusammen! Darf ich auch eine Liste erstellen? … Ich spreche einfach mal für mich persönlich. Die eindrucksvollsten Erlebnisse hatte ich bei verschiedenen Incentives im Zusammenhang mit Megaevents wie den Olympischen Spielen oder der Fußball-Welt- und Europameisterschaft. Die weltweite Strahlkraft dieser Veranstaltungen hat bei unseren Auftraggebern und bei uns selbst natürlich besondere Emotionen freigesetzt. Kombiniert mit den Kommunikationszielen des Gastgebers entstehen hier unauslöschliche Eindrücke, die immer positiv auf die Zielsetzung einzahlen. Überhaupt denke ich, dass die fein abgestimmte Verknüpfung von Inhalt und Erlebnis Incentivereisen auch heute noch zum ultimativen Motivationstool machen. Das geschieht im Gehirn jedes Einzelnen von ganz alleine.

Spannend ist auf der anderen Seite ganz aktuell das Thema Sicherheit. Natürlich nicht unbedingt im Sinne von „schön spannend“, sondern als Herausforderung betrachtet. Dabei geht es längst nicht nur um Terrorgefahr, sondern auch um Versicherungsfragen sowie Brand- und Arbeitsschutz im Hinblick auf immer neue gesetzliche und technische Vorgaben.

MICE Club: Welches Hotel und welche Destination möchtest Du unseren Lesern als Geheimtipp empfehlen?

Robert Hansmann: Schwierige Frage, aber es geht ja um Geheimtipps und nicht um das Offensichtliche. Ich bin ja nun schon ziemlich viel auf der Welt herumgekommen und trotzdem gibt es noch zahlreiche blinde Flecken auf meiner Reiselandkarte. Wenn ich aber drei Hotels benennen soll, die auf meiner imaginären Rangliste ganz oben stehen, sind da folgende: das Hotel Zweite Heimat in St. Peter Ording ist sicher nicht die exotischste Destination für einen MICE-Macher, aber das Haus direkt am Deich macht durch Ausstattung, Service, Gastronomie und seine Lage seinem Namen ganz unaufgeregt alle Ehre. Dann ist da noch das Ritz Carlton – man höre und staune – in Wolfsburg. Besser geht’s nicht, wie ich finde, da hier wirklich alles zusammenpasst: Hier besticht das Gesamtpaket durchgängig mit Perfektion. Bei den Destinationen habe ich als Weltenbummler ganz klare persönliche Favoriten. Dazu zählt – ausgerechnet – Panama, aber nicht etwa, weil ich dort eine Briefkastenfirma betreibe. Es ist einfach ein großartiges und auch sicheres Land. British Columbia in Kanada gehört definitiv auch dazu. Das ist sogar mein persönlicher Favorit und eine Paradedestination für die MICE-Branche: eine unglaubliche landschaftliche Vielfalt, international gut erreichbar über die Großstadtperle Vancouver, Schauplatz vieler internationaler Kongresse. Und dann sind da eben noch diese immer freundlichen und im Business sehr kreativen und extrem zuverlässigen Kanadier.

In Südafrika und Rio de Janeiro habe ich mich ebenso immer äußerst wohlgefühlt. Natürlich sind die hohen Kriminalitätsraten hier ein Problem. Aber wenn man bewusst reist und ein bisschen auf sich aufpasst, passt das schon. Bei unseren Projekten in solchen Destinationen stellen wir uns diesem Thema immer ganz bewusst, um unnötige Risiken zu vermeiden.

MICE Club: Wie geht es weiter mit upstairs und worauf können sich die Kunden freuen?

Robert Hansmann: Nun, upstairs wird immer extrem neugierig und demzufolge auch anpassungsfähig bleiben. Momentan arbeiten wir beispielsweise an verschiedenen Konzepten, wie wir 360°-Kameras zur Contentvermittlung und die entsprechenden Virtual-Reality-Brillen live bei Events einsetzen können. Erste Versuche im kleinen Rahmen haben einen extremen Begeisterungsgrad bei den Probanden ergeben. „Erlebnis küsst Content“ könnte man das nennen. Es ist der Hammer! So werden wir uns stets selbst herausfordern und neue Wege finden, um niemals im Schema F zu verharren.

Auch Themen wie Nachhaltigkeit, CSR und Modelle der Sharing Economy prägen unsere Arbeit sehr. Was muss der Eventplaner wirklich besitzen? Andersherum gefragt: Was kann man leihen oder auf Basis vorhandener Bestände teilen? Gibt es am Ort des Eventgeschehens einzigartige Player fernab der gängigen MICE-Kontaktlisten und haben diese wiederum interessante Partner, aus denen sich einzigartiger Mehrwert für die Teilnehmer generieren lässt?

Das sind Fragen, denen wir uns immer wieder stellen: Aber auch: Kommen für die Anreise zum Kongress Ride-Sharing-Modelle in Frage? Da werden auch schon mal Tagungsgäste in Privatunterkünften untergebracht, denn auch die Recherche von Unterkunft und Tagungsort steht auf dem Prüfstand. Das bringt nicht nur eine sozialromantische Note zum meist kleineren Preis ins Spiel, sondern und vor allem einen hohen Identifikationsgrad mit den Inhalten des Events.

Das heißt aber nicht, dass wir jeden Trend mitmachen werden, der sich etwa wirtschaftlich als wenig haltbar entpuppt. Wir wollen aber weiter über den Tellerrand der Branche hinausschauen, als es manch anderer tut. Diese Essenz macht uns aus. Bei Projektbeginn fragen wir sowohl uns selbst als auch jeden unserer Kunden: „Was soll nachher anders sein als vorher?“ Erst wenn dieses Ziel klar definiert ist, machen wir uns an die Arbeit, die uns oft zu unkonventionellen Lösungen führt. Und die macht auch nach 20 Jahren so viel Spaß wie am ersten Tag.

MICE Club: Robert, wir danken Dir für dieses Gespräch und schauen im Übrigen auch gerne über den Tellerand der MICE- und Eventbranche hinaus!


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Bildquelle: upstairs GmbH

Autor: Frank Brehm

Veröffentlicht am: 28.04.2016


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